Inhalt der Folge:
- In dieser Podcastfolge geht es um den Ablauf der Transkription.
- Am Ende des Podcasts bzw. des Blogartikels findet Ihr dann nochmal alles in Kurzform zusammengefasst, falls Ihr den Ablauf der einzelnen Schritte der Transkription schon kennt!
Ablauf der Transkription
Definition: Transkription
- Transkription ist die Umschreibung der Nukleotidsequenzen der DNA von Genen in RNA (RNA [engl.] = Ribonukleinsäure).
- Die dabei entstehenden RNA’s lassen sich in drei große Gruppen einteilen:
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- mRNA (messenger RNA) – Enthält die Syntheseanweisung für die Aminosäuresequenz eines zu bildenden Proteins.
- tRNA (transfer RNA) – Vermittelt bei der Translation die richtige Aminosäure zum entsprechenden Codon der mRNA.
- rRNA (ribosomale RNA) – Ist die RNA, aus der die Ribosomen unter anderem bestehen.
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- Die Umschreibung der Nukleotidsequenzen der DNA in RNA basiert auf dem Prinzip der komplementären Basenpaarung (A&T / C&G).
- Allerdings wird bei der RNA anstelle der Nukleinbase Thymin (T) immer die Nukleinbase Uracil (U) eingebaut!
- Ein weiterer Unterschied zwischen DNA und RNA ist das Zuckermolekül der jeweiligen Nukleotide.
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- Bei den Nukleotiden der DNA handelt es sich um den Zucker: Desoxyribose.
- Und bei den Nukleotiden der RNA handelt es sich um den Zucker: Ribose.
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Unterschiede bei Pro- und Eukaryoten
- Die Transkription läuft bei allen Organismen grundsätzlich gleich ab!
- Zwischen Pro- und Eukaryoten gibt es selbstverständlich trotzdem noch Unterschiede, die wir in Folge 039 bereits angesprochen haben.
- Der größte Unterschied beim Ablauf der Transkription ist, dass die mRNA bei Eukaryoten noch umfangreicher prozessiert werden muss, bevor sie den Zellkern verlässt (siehe Prozessierung der prä-mRNA).
Ablauf der Transkription
Übersicht / Gliederung
Initiation
- Am Anfang der Initiation wird ein sogenannter Präinitiationskomplex (PIK) gebildet, der für den Start der Transkription notwendig ist!
- Der Präinitiationskomplex ist ein Proteinkomplex mit folgenden Bestandteilen:
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Promotor
- Promotor sind die Abschnitte der DNA, die direkt vor dem Transkriptionsstart liegen.
- Sie enthalten Informationen darüber, wann und in welchem Zelltyp das jeweilige Gen exprimiert werden soll.
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Transkriptionsfaktoren
- Transkriptionsfaktoren (TFIID, TFIIA, TFIIB, TFIIF, TFIIE, TFIIH) sind Proteine mit verschiedenen Funktionen, die für den Ablauf der Transkription notwendig sind.
- Sie erkennen unter anderem den Promotor, führen die RNA-Polymerase II zum Promotor und öffnen den DNA-Doppelstrang, damit die RNA-Polymerase II mit der Synthese der mRNA beginnen kann.
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RNA-Polymerase II
- Die RNA-Polymerase II ist das Enzym, das die Synthese der mRNA katalysiert, also die komplementären Ribonukleotide passend zur DNA Vorlage verknüpft.
- Sie liest den codogenen DNA-Strang in 3′-5′-Richtung ab und synthetisiert die komplementäre mRNA in 5′-3′-Richtung.
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- Die genaue Entstehung des Präinitiationskomplexes lässt sich nach dem heutigen Wissensstand sehr detailliert beschreiben.
- Ich habe mir aber gedacht, dass es für die meisten Zuhörer am hilfreichsten ist, wenn ich den ganzen Prozess etwas vereinfacht darstelle:
- Wie bereits erwähnt, sind bestimmte Transkriptionsfaktoren dazu in der Lage, den Promotor zu erkennen und daran zu binden.
- Nachdem das passiert ist, kommen weitere Transkriptionsfaktoren hinzu und bilden am Promotor einen Komplex von Transkriptionsfaktoren.
- Im Anschluss verbindet sich auch die RNA-Polymerase II mit diesem Komplex von Transkriptionsfaktoren.
- Es entsteht der sogenannte Präinitiationskomplex.
- Einer der Transkriptionsfaktoren (TFIIH) besitzt eine Helicase-Aktivität und beginnt damit, den DNA-Doppelstrang für die RNA-Polymerase II zu öffnen.
- Des Weiteren sorgt TFIIH dafür, dass sich der Präinitiationskomplex vom Promotor löst.
- Jetzt beginnt die RNA-Polymerase II, die ersten vier Ribonukleotide der mRNA zu verknüpfen.
- Nachdem das vierte Ribonukleotid eingebaut wurde, löst sich der Präinitiationskomplex teilweise auf!
- Übrig bleiben nur noch die RNA-Polymerase II und der Transkriptionsfaktor TFIIH.
- Während des Einbaus der Ribonukleotide 5 bis 10, wird am 5′-Ende der mRNA eine sogenannte 5′-Cap-Struktur angebracht (siehe Prozessierung der prä-mRNA).
- Mit Ribonukleotid Nummer 11 beginnt nun die Elongation.
Elongation
- Mit Elongation wird der Großteil der Synthese der mRNA durch die RNA-Polymerase II bezeichnet.
- Die RNA-Polymerase II ist zwar in der Lage, die mRNA zu synthetisieren, allerdings benötigt sie dafür Bausteine.
- Diese Bausteine sind die Ribonukleosidtriphosphate (Synonym: Ribonukleotide), die sich bereits im Zellinneren befinden und der RNA-Polymerase II zur Verfügung stehen.
- Ein Ribonukleosidtriphosphat besteht aus einer Ribose (Zucker), an die am 1′-C-Atom eine Nukleinbase (A/U/C/G) und am 5′-C-Atom ein Triphosphatrest gekoppelt ist.
- Die für die Elongation notwendige Energie liefert die Abspaltung von Diphosphat (Synonym: Pyrophosphat) von den Ribonukleosidtriphosphaten während des Einbaus in die mRNA.
- In die mRNA werden von der RNA-Polymerase II unter Abspaltung von Diphosphat also nur noch die Ribonukleosidmonophosphate eingebaut.
- Die Elongation schreitet solange voran, bis der Punkt der Termination erreicht ist.
- Noch während der Elongation beginnt bereits das sogenannte Spleißen (siehe Prozessierung der prä-mRNA).
Termination
- Die Termination beschreibt das Ende der Transkription aufgrund des Terminators.
- Als Terminator wird ein bestimmter DNA-Abschnitt bezeichnet, der das Ende des Gens markiert.
- Dieser DNA-Abschnitt zeichnet sich durch eine ganz bestimmte Basensequenz aus.
- Der Terminator wird von der RNA-Polymerase II noch transkribiert, was dann dazu führt, dass die RNA-Polymerase II die Synthese beendet.
- Im Anschluss lösen sich sowohl mRNA, als auch RNA-Polymerase II vom codogenen Strang und die DNA-Einzelstränge verbinden sich wieder zur Doppelhelix.
- Nach der Termination folgt noch die Polyadenylierung der mRNA (siehe Prozessierung der prä-mRNA).
Prozessierung der prä-mRNA
- Ein wichtiger Bestandteil der Transkription bei Eukaryoten ist die Prozessierung der prä-mRNA.
- Die prä-mRNA ist die unreife, nicht translationsfähige Vorläuferform der reifen mRNA.
- Die nach der Termination entstandene RNA (prä-mRNA) ist zu diesem Zeitpunkt nämlich noch nicht translationsfähig.
- Erst nachdem die prä-mRNA prozessiert wurde, ist sie translationsfähig und wird dann „reife mRNA“ oder einfach nur „mRNA“ genannt.
- Unter dem Begriff Prozessierung werden alle Modifikationen der prä-mRNA zusammengefasst, die nach der Transkription und teilweise auch schon während der Transkription erfolgen:
Modifikation | Beschreibung | Funktion |
5'-Cap-Struktur | Anhängen eines modifizierten Guanin-Nukleotids am 5'-Ende der mRNA während der Initiationsphase der Transkription. | Schützt die mRNA vor Abbau durch Exonukleasen, sichert einen effektiven Transport aus dem Zellkern und spielt eine wichtige Rolle beim Start der Translation. |
Spleißen | Entfernung der Introns aus der prä-mRNA und Verknüpfung der Exons. Findet teilweise schon während der Elongation, aber auch noch nach der Termination statt. | Herstellung der Translationsfähigkeit. |
Polyadenylierung | Anhängen von mehreren Adenin-Nukleotiden (ca. 80 - 250) am 3'-Ende der mRNA nach der Terminationsphase der Transkription. | Schützt die mRNA vor Abbau durch Exonukleasen, spielt eine wichtige Rolle beim Start der Translation und sorgt für eine erhöhte Translatierbarkeit. |
Alternatives Spleißen
- Spleißen ist das Herausschneiden der Introns aus der prä-mRNA, sowie das Verknüpfen der übrig gebliebenen Exons.
- Introns = Nicht codierende Abschnitte der DNA innerhalb eines Gens.
- Exons = Codierende Abschnitte der DNA innerhalb eines Gens.
- Eine menschliche Zelle hat aber zum Beispiel „nur“ ca. 20.000 Gene.
- Allerdings können durch diese 20.000 Gene trotzdem viele hunderttausend verschiedene Proteine hergestellt werden!
- Alternatives Spleißen bedeutet nämlich, dass ein Gen bzw. dessen prä-mRNA auf unterschiedliche Art und Weise „gespleißt“ werden kann (es können zum Beispiel auch Exons herausgeschnitten werden).
- Aus der selben „prä-mRNA“ können durch alternatives Spleißen mehrere unterschiedliche „reife mRNA’s“ hergestellt und dementsprechend mehrere unterschiedliche Proteine synthetisiert werden!
Transkription Kurzfassung
- Bildung des Präinitiationskomplexes (PIK) am Promotor.
- Öffnung des DNA-Doppelstranges durch den Transkriptionsfaktor TFIIH.
- Der Präinitiationskomplex (PIK) löst sich vom Promotor und die RNA-Polymerase II verknüpft die ersten vier Ribonukleotide der prä-mRNA.
- Der Präinitiationskomplex (PIK) löst nun teilweise auf, nur die RNA-Polymerase II und der Transkriptionsfaktor TFIIH bleiben erhalten.
- Während des Einbaus der Ribonukleotide 5 bis 10, wird am 5′-Ende der prä-mRNA eine sogenannte 5′-Cap-Struktur angebracht.
- Die RNA-Polymerase II synthetisiert die restliche prä-mRNA, bis sie auf den Terminator trifft.
- Die RNA-Polymerase II wird dabei entlang des codogenen Strangs in 3′-5′-Richtung transportiert und synthetisiert die prä-mRNA in 5′-3′-Richtung.
- Die Ribonukleotide (Ribonukleosidtriphosphate) werden von der RNA-Polymerase II unter Abspaltung von Diphosphat (Pyrophosphat) miteinander verknüpft.
- Schon während der Synthese der prä-mRNA kommt es bereits das erste Mal zum Spleißen der prä-mRNA.
- Während der Termination lösen sich sowohl prä-mRNA, als auch RNA-Polymerase II vom codogenen Strang und die DNA-Einzelstränge verbinden sich wieder zur Doppelhelix.
- Es folgt die Polyadenylierung am 3′-Ende der prä-mRNA und das restliche Spleißen.
- Das Endprodukt ist nun die reife, translationsfähige mRNA.